Wenn das Internet aus der Steckdose kommt: Powerline-Technik erklärt
04.09.2025Jeder kennt es: Das WLAN ist schwach, Videos stocken, und im hinteren Zimmer kommt kaum Signal an. Gerade in älteren Häusern mit dicken Wänden oder ungünstiger Raumaufteilung stoßen Router und Repeater schnell an ihre Grenzen. Wer kein Netzwerkkabel durch die halbe Wohnung legen möchte, steht vor einem Problem. Genau hier kommt eine Technik ins Spiel, die viele unterschätzen: Powerline.
Das Prinzip klingt fast zu einfach, um wahr zu sein. Die vorhandenen Stromleitungen im Haus werden genutzt, um zusätzlich Daten zu übertragen. Mit zwei kleinen Adaptern – einer beim Router, einer an der gewünschten Steckdose – wird praktisch jede Steckdose zum Netzwerkanschluss. Die Daten reisen dann zusammen mit dem Strom durchs Kabel.
Technisch funktioniert das so: Während Strom mit 50 Hertz durchs Netz fließt, werden für die Datenübertragung höhere Frequenzen genutzt. Moderne Powerline-Systeme schaffen so Übertragungsraten im Bereich mehrerer hundert Megabit pro Sekunde. Damit lassen sich nicht nur Webseiten öffnen, sondern auch Videos streamen oder Online-Games zocken – oft stabiler als über WLAN.
Natürlich hat die Technik Grenzen. Alte oder stark belastete Leitungen können Störungen verursachen. Auch manche Elektrogeräte (z. B. Mikrowellen oder Netzteile) können das Signal beeinflussen. Aber in der Praxis zeigt sich: In vielen Wohnungen und Häusern ist Powerline eine schnelle, unkomplizierte Lösung, um Netz dort hinzubringen, wo WLAN nicht reicht. Besonders praktisch: Manche Adapter verfügen zusätzlich über eingebaute WLAN-Sender. Sie holen sich das Signal über die Steckdose und strahlen es dort erneut aus – ideal für obere Stockwerke oder Gartenhäuschen.
Für das Elektrohandwerk steckt hier mehr drin als eine „Bastellösung“. Powerline zeigt, wie sich klassische Infrastruktur – also die Stromleitung – in eine digitale Schnittstelle verwandeln lässt. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie Elektrotechnik und IT immer stärker zusammenwachsen. Während früher die Steckdose nur Strom lieferte, kann sie heute gleichzeitig der Zugang ins Internet sein.
Die Technik ist damit auch ein Symbol für die Zukunft: Wir nutzen vorhandene Netze intelligenter und kombinieren Energieversorgung mit digitaler Vernetzung. Das spart Ressourcen, Aufwand und eröffnet Möglichkeiten für smarte Gebäude. Die Steckdose ist eben längst nicht mehr nur der Ort, an dem das Ladekabel steckt – sie ist Teil einer digitalen Infrastruktur, die immer wichtiger wird.