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Stromcloud – was ist das? (Teil 1)

13.10.2021

Eine Stromcloud oder -community verspricht, den Strom aus Ihrer Photovoltaikanlage zu "speichern", damit Sie nicht zusätzlich Strom aus dem Netz kaufen müssen, wenn Ihre Anlage gerade nicht genug produziert. Denn in der Praxis können Sie nicht rund um die Uhr so viel Strom selbst erzeugen, wie Sie auch verbrauchen.

Ihre Photovoltaikanlage liefert tagsüber Strom, den Sie meist nur zum Teil verbrauchen, sowie Überschüsse, die Sie gegen eine Vergütung ins Netz einspeisen. Nachts und wenn die Sonne wenig scheint oder auch wenn viele Haushaltsgeräte gleichzeitig laufen, beziehen Sie den zusätzlich benötigten Strom vom Versorger aus dem Netz.

Batteriespeicher können den Solarstrom puffern und so dafür sorgen, dass sie deutlich weniger Strom aus dem Netz beziehen müssen. Doch auch bei Photovoltaikanlagen mit Batteriespeichern müssen Sie meist zwischen 20 bis 50 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs noch zukaufen. Das liegt vor allem daran, dass im Winterhalbjahr nur ein Drittel der jährlichen Sonneneinstrahlung zur Verfügung steht und besonders die dunklen Monate November und Dezember wenig Solarstrom bringen.

Deshalb haben sich die Anbieter von Batteriespeichern und Photovoltaikanlagen sowie einige Stromversorger, die auf dem Photovoltaikmarkt aktiv sind, Stromclouds ausgedacht. Die Anbieter bezeichnen diese Tarife mit Begriffen wie "Cloudstrom", "Community" oder "Stromflat", wobei die Verwendung des Wortes "Flat" aus Verbrauchersicht missverständlich ist, weil es sich eben nicht um einen festen monatlichen Pauschalpreis handelt, sondern um Volumentarife mit einer begrenzten Liefermenge.

Wie funktioniert eine Stromcloud oder -community?

Mit dem Begriff "Cloud" meinen die Anbieter, dass Sie als Solarbetreiber überschüssigen Strom ins Netz einspeisen und zu anderen Zeiten wieder aus dem Netz beziehen. Dabei wird nicht selten behauptet, das Stromnetz würde als "virtueller Stromspeicher" funktionieren.

Damit sei es sogar möglich, Solarstrom 'unbegrenzt', etwa für den Winter, zu speichern.

Aber anders als bei den Datenclouds in der IT-Industrie, wo tatsächlich vorhandene zentrale Datenspeicher genutzt werden, mit denen man sich über das Internet verbindet, wird der Solarstrom im Netz nicht gespeichert, sondern immer sofort vermarktet und verbraucht.

Der Strom, den Sie als Kunde später "aus der Cloud" wieder in Ihrem Haushalt beziehen, ist ein genau zu diesem Verbrauchszeitpunkt neu produzierter Strom aus einer anderen Solaranlage, einer Windkraftanlage oder irgendeinem anderen Kraftwerk. Es handelt sich also nicht um eine Speicherung von Strom in der Cloud, sondern um zwei getrennte Vorgänge. Der Strombezug "aus der Cloud" ist technisch gesehen ganz normaler Strombezug aus dem Netz. 

"Am Ende sind das rechtlich ganz normale Stromlieferverträge für Reststrom mit besonderen Bedingungen für bestimmte Kunden, eben Prosumer", folgert Holger Schneidewindt, Referent für Energierecht bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 

 

Dieser Blogbeitrag beruht in Teilen auf folgender Meldung: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/preise-tarife-anbieterwechsel/stromclouds-spezialtarife-fuer-prosumer-haben-ihren-preis-56743