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Erdung, Potenzialausgleich, Überspannung – wer schützt was?

27.07.2025

Man sieht sie nicht. Man hört nichts von ihnen. Und oft weiß man auch nicht genau, wo sie eigentlich verlaufen. Aber ohne sie wäre kein Haus sicher: Erdung, Potenzialausgleich und Überspannungsschutz sind die unsichtbaren Schutzengel der Elektroinstallation – und sie arbeiten genau dann, wenn es wirklich drauf ankommt.

Das Thema ist technisch, keine Frage. Aber eigentlich geht es um etwas sehr Alltägliches: Wenn der Blitz einschlägt. Wenn eine Leitung beschädigt wird. Wenn das Netz kurz zusammenbricht – oder überläuft. Dann kommt es darauf an, dass der Strom nicht einfach unkontrolliert durch das Gebäude läuft. Sondern dorthin, wo er keinen Schaden anrichtet: in die Erde.

Früher war die Erdung eine einfache Sache: ein Stab im Boden, ein Kabel, das irgendwie verbunden war – fertig. Doch unsere elektrische Welt hat sich verändert. Heute hängen nicht mehr nur ein paar Lampen und Geräte am Stromnetz, sondern komplexe Systeme: Smarthome-Technik, vernetzte Sicherheitssysteme, empfindliche Elektronik, Solaranlagen, Wärmepumpen, Wallboxen. All das muss geschützt werden – vor dem, was man nicht einplant, aber einkalkulieren sollte: Spannungsspitzen, Überspannung durch Blitzeinschläge, elektrische Störungen durch Netzausfälle oder fehlerhafte Geräte.

Erdung ist dabei der erste Schutz. Sie sorgt dafür, dass gefährliche Spannungen im Fehlerfall sofort sicher abgeleitet werden. Der Potenzialausgleich verbindet alle leitfähigen Teile im Haus – von der Wasserleitung bis zum Heizkörper – miteinander. So entsteht ein „Nullpunkt“, der verhindert, dass gefährliche Spannungen zwischen einzelnen Bauteilen entstehen. Und der Überspannungsschutz schließlich ist der Wächter an der Haustür der Elektrik: Er schützt Geräte vor plötzlichen Spannungsspitzen, wie sie beim Blitzeinschlag oder bei Netzstörungen auftreten können – und kann im Zweifel Tausende Euro an Technik vor dem plötzlichen Tod bewahren.

Das Tückische ist: Solche Schäden passieren selten – aber wenn, dann ist es oft zu spät. Ein einziger Blitzeinschlag in der Nähe reicht, um Fernseher, Router, Smart-Home-Zentrale oder den Wechselrichter der Solaranlage zu zerstören. Und selbst wenn keine Flammen entstehen, bleibt oft ein Totalschaden – unsichtbar, aber teuer.

Deshalb gehört eine funktionierende Erdung, ein sauber installierter Potenzialausgleich und ein abgestufter Überspannungsschutz heute zur Grundausstattung jedes Gebäudes. Das gilt nicht nur für Neubauten, sondern auch für ältere Häuser, bei denen oft gar nicht klar ist, wie es um den Schutz bestellt ist. Gerade beim Anschluss moderner Technik – von PV-Anlage bis E-Auto – sollte geprüft werden, ob die Schutzkonzepte noch zeitgemäß sind. Denn wo Spannung ist, muss auch Sicherheit sein. Punkt.

Was das Elektrohandwerk hier leistet, bleibt oft im Verborgenen. Aber genau das ist das Ziel. Denn wenn diese Schutzsysteme nie auffallen, haben sie alles richtig gemacht.