Die Kunst des Kabelziehens – Präzision auf den Zentimeter
20.08.2025Wer noch nie auf einer Baustelle Kabel gezogen hat, denkt vielleicht: „Einfach rein damit, anschließen, fertig.“ Aber wer diesen Job kennt, weiß: Kabelziehen ist eine Mischung aus Handwerk, Logistik und manchmal auch Akrobatik – und es ist oft entscheidend für die Qualität einer ganzen Installation.
Die Arbeit beginnt lange vor dem ersten Handgriff: Welcher Kabeltyp wird benötigt? Welche Länge ist optimal? Welche Route ist die sicherste und zugleich platzsparend? Wird das Kabel in einem Rohr, einem Kanal oder frei verlegt? Schon hier entscheidet sich, ob die Installation später langlebig, erweiterbar und sicher ist.
Dann kommt der eigentliche Kraftakt. Kabel sind oft schwer, störrisch und müssen durch enge Schächte, Zwischendecken oder Rohre gezogen werden, in denen manchmal kaum Platz für eine Hand ist. Jede falsche Bewegung kann dazu führen, dass das Kabel knickt, sich verhakt oder gar beschädigt wird. Auf größeren Baustellen ist Kabelziehen oft Teamarbeit – einer führt, einer zieht, einer achtet darauf, dass sich nichts verdreht oder an Kanten scheuert.
Der Profi plant auch für die Zukunft: Wo könnte später ein zusätzlicher Anschluss nötig werden? Wie vermeidet man elektromagnetische Störungen durch benachbarte Leitungen? Lässt sich das Kabel in zehn Jahren ohne große Bauarbeiten austauschen?
Am Ende sieht man von dieser Arbeit oft nichts – die Kabel verschwinden hinter Wänden oder unter Böden. Doch wer einmal eine perfekt verlegte Installation gesehen hat, weiß: Präzision auf den Zentimeter macht den Unterschied zwischen „funktioniert irgendwie“ und „läuft störungsfrei für Jahrzehnte“. Kabelziehen ist damit nicht nur eine Aufgabe – es ist eine stille Kunst, die jeder gute Elektriker beherrscht.